60 Sekunden für das türkisfarbene Glück

20.08.2023

„Daniela, I want to go to the Joffre Lakes!“ Meine spanische Mitschülerin Puy (Rechtsanwältin) weiß, was sie will. Dass das gar nicht so einfach ist, war ihr ziemlich egal. Denn um zu den drei Bergseen wandern zu können, braucht man ein Ticket. Die Tickets werden zwei Tage im Voraus online gestellt und sind vor allem an den Wochenenden binnen Sekunden ausgebucht. Mein Tischnachbar: Es grenzt an ein Wunder, dort Karten zu bekommen. Okay – Wunder kann ich. Am Freitagmorgen um 7 Uhr saßen wir dann zu viert vor dem jeweils heimischen Laptop (auch die Südländer waren pünktlich) und gaben unser Bestes, um die maximale Anzahl von vier Tickets zu ergattern. Und: DONE 😊Innerhalb von einer Minute waren die Tickets ausgebucht, aber wir gehörten zu den Glücklichen, die heute die Joffre Lakes erwandern durften. Und ich glaube, ich habe mir auch ein bisschen Respekt bei einigen in der Klasse verschafft.

So, Tickets gekauft. Jetzt mussten wir noch kurzfristig einen Mietwagen organisieren und Puy beruhigen. Sie erklärte mir nämlich, dass sie noch nie gewandert sei. Aber am Ende des Tages hatten wir ein Auto und Puy war auch mehr oder weniger überzeugt, dass sie es schaffen kann.

Der Smog vom Waldbrand in Kelowna hat nun auch Vancouver erreicht. Die Stadt ist in eine große graue Wolke gehüllt. Es ist deutlich kühler geworden. Es riecht stark nach Rauch und die Sonne war tiefrot, als ich heute Morgen aus dem Haus ging. Es hat etwas sehr Gespenstisches.

Um 8 Uhr trafen wir uns an der Ausleihstation. Ich hatte mehrmals betont, dass ich gerne den Chauffeur spiele, aber dann müssen alle pünktlich sein. Ich muss wohl ziemlich furchteinflößend gewirkt haben. Puy und Alejo hatten ihren Bus verpasst und Alejo erzählte mir, dass meine liebe Anwältin in Panik (Daniela will kill us!) verzweifelt nach einem Taxi suchte. Komisch, oder? Ich bin doch immer so freundlich und verständnisvoll!

Drei Stunden später erreichen wir den Ausgangspunkt unserer Wanderung zu den drei Bergseen. Die Joffre Lakes werden von einem Gletscher gespeist und sind von einer unglaublichen alpinen Landschaft umgeben. Die Seen sind bekannt für ihr türkisfarbenes Wasser und die spektakuläre Aussicht auf die umliegenden Berge. Die Wanderung ist mit 5 km in einer Richtung und 500 Höhenmetern schon etwas sportlich. Aber wir ließen uns genügend Zeit. Da auch hier der Smog über den Bergen lag, war die Aussicht leider etwas diesig.

Auch wenn nur 1000 Tickets pro Tag ausgegeben werden, war auf den Wanderwegen einiges los. Und auch an den Seen war es eine kleine Herausforderung, einen geeigneten Platz für ein Foto zu finden. Aber das schmälerte das Erlebnis nur unwesentlich.

Unsere Puy war mega stolz, dass sie die Wanderung geschafft hat und zum ersten Mal in ihrem Leben Berge in dieser Höhe gesehen hat. Aber sie war auch so müde, dass sie, kaum dass sie ins Auto gestiegen war, sofort anfing zu schlafen.

Auf dem Heimweg haben wir uns meine Spotify-Random-Playlist angehört. Meine kolumbianischen und spanischen Mitschüler sind nun fest davon überzeugt, ausreichend Deutsch zu sprechen und sind große Fans von Revolverheld, Modern Talking und Cordola Grün. 

Auf dem Heimweg habe ich mich im Bus noch nett mit einem Kanadier unterhalten, der Deutsch lernt, weil ihm das Land und die Sprache so gut gefallen. Er war aber nur einmal kurz auf einer Messe dort. Das Land muss ihn wirklich überzeugt haben.

Kurz noch ein Foto vom wöchentlichen Food-Market Besuch am Samstag
Lange Warteschlangen vor den Insta-Fotospots
Alles für das perfekte Foto

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Kommentare

Eine Antwort zu „60 Sekunden für das türkisfarbene Glück“

  1. Avatar von Wolfgang
    Wolfgang

    Das sind schon arg schöne Bilder!

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