Auf olympischen Spuren

06.08.2023

Whistler ja oder nein? Schon bei der Planung unserer Wohnmobiltour am Ende meiner Zeit in Vancouver stand die Frage im Raum, ob wir einen Abstecher in die Olympiastadt von 2010 machen sollten. Auch meine Klassenkameraden, die schon dort waren, sind geteilter Meinung, ob sich die Stadt lohnt. Das Partnerreisebüro der Schule bietet sonntags einen Ausflug dorthin an und da die Chancen, dort einen Bären zu sehen, recht gut stehen, habe ich mich entschlossen, der Stadt eine Chance zu geben.

Whistler ist heute vor allem für seine sportlichen Möglichkeiten bekannt. Insbesondere im Winter kommen die Menschen zu Tausenden, um sich in den Bergen auszutoben. Whistler gehört zu den größten und beliebtesten Skiorten der Welt. Im Sommer dagegen trifft man in Whistler Menschen, die mit BMX-Rädern und SUP-Boards unterwegs sind. Deshalb ist der Ort auch ganzjährig von Touristen überlaufen.

Kleines Quiz am Rande: Woher kommt der Name der Stadt? Na? Genau: Der Name „Whistler“ für die Stadt stammt von den Murmeltieren (englisch: marmots), die in der Gegend zu finden sind und wie Luft ablassende Ballons pfeifen.

Doch nun zum Ausflug. Der Vorteil von Pauschalreisen: Man muss sich um nichts kümmern. Um 8:30 Uhr war Treffpunkt am Canada Place. Ziemlich schnell stellte sich heraus, dass Puy und ich mit deutlichem Abstand die Ältesten waren. Auf der Fahrt hatten wir es aber ziemlich ruhig. Auf der Hinfahrt waren die jungen Hühner müde und haben geschlafen. Auf dem Rückweg waren sie genauso müde und haben auch geschlafen.

Insgesamt dauert die Fahrt von Vancouver nach Whistler 120 Minuten. Kurz haben wir an dem Shannon Wasserfall gehalten. Der Nachteil an organisierten Reisen: 50 Leute raus aus dem Bus, Foto machen, 50 Leute aufs Klo und dann wieder 50 Leute rein in den Bus. Wie die Lemminge!

Unsere Reiseleiterin schien viel Erfahrung mit jungen Reisenden zu haben. Acht Mal (ungelogen) hat sie die Zeit angesagt, wann wir wieder am Bus sein müssen, acht Mal hat sie deutlich gemacht, dass der Bus nicht warten wird. Zuletzt schrieb sie diese Ansagen auf eine Tafel, heftete sie an die Scheibe des Busses und postete ein Foto davon in der WhatsApp-Gruppe, der wir alle beitreten mussten.

In Whistler angekommen, hatten wir verschiedene Möglichkeiten: Mit der Peak-to-Peak Gondel fahren, die Stadt besichtigen, eine kleine Wanderung zum Lost Lake machen oder eine der vielen Attraktionen (Bungee Jumping, Zippling, etc.) buchen. Bevor wir aber aussteigen durften, bekamen wir noch weitere Ansagen: 1. Abfahrt um 5:30 p.m. (und keine Sekunde später!!!) und 2. wenn wir einen Bären sehen, ruhig bleiben, KEINE (!!!) Tiktok-Videos drehen, sondern langsam rückwärts weggehen.

Da Puy unbedingt einen Bären sehen wollte, entschieden wir uns für die Gondelfahrt und die kleine Wanderung. Um gleich die Spannung aus der Geschichte zu nehmen: Wir haben keine Bären gesehen.

Die Peak-to-Peak-Gondelbahn ist die zweitlängste Seilbahn der Welt und verbindet die beiden höchsten Gipfel der Region. Das lässt sich die Stadt auch etwas kosten. 88 CAD (ca. 60 Euro) zahlt man für die Fahrt mit der P2P-Gondelbahn und den beiden Anschlussgondeln. Die P2P-Gondelbahn ist eine technische Meisterleistung. Sie überbrückt die Distanz (4,4 km) zwischen zwei Berggipfeln auf einer Höhe von 436 Metern in kürzester Zeit. Die Aussicht ist atemberaubend.

Bevor wir zur Wanderung aufbrachen, erkundeten wir kurz Whistler. Der Ort ist sehr in die Natur eingebettet. Es gibt keine Hochhäuser, die Farben sind sehr naturnah und es ist wirklich sauber und ordentlich dort. Entlang des Weges durch das Städtchen findet man vor allem Restaurants und kleine Läden mit Outdoorausrüstung und -bekleidung. Beim „Besten Poutine von West-Kanada“-Takeaway gab es dann noch eine Portion Pommes mit Käse und reichlich Bratensoße. Vermutlich war das meine erste und letzte Portion davon in diesem Urlaub. Ich bilde mir ein, den Kartoffel-Käse-Soßen-Klumpen immer noch in meinem Magen lokalisieren zu können.

Der Lost Lake ist vom Ort aus zu Fuß erreichbar. Im Winter sind die Menschen rund um den See auf den 30 km Langlaufloipen oder den Schneeschuhwanderwegen unterwegs. Im Sommer trifft man Touristengruppen, Familien, Schulklassen, Gassi-Geher/-innen. Man sitzt auf der Wiese oder im Paddelboot, steht auf dem SUP, lässt den Hund im See schwimmen oder macht eine der vielen Wandertouren. Auf dem Weg zum See kommt man am Blackcomb Creek vorbei. Die Farbe des Flusses ist unglaublich. Außerdem fließen hier zwei Flüsse ineinander ohne ihre jeweilige Farbe zu verlieren (siehe Bild unten). Puy und ich kamen aus dem staunen gar nicht mehr heraus.

Mein Fazit: Whistler ist ein nettes, geschichtsträchtiges Städtchen und sehenswert. Man sollte allerdings mehr als einen Tag einplanen, um die Umgebung zu erkunden. Aber wenn man sich zwischen Vancouver, einem Nationalpark und Whistler entscheiden muss, dann würde ich Vancouver oder den Park Whistler vorziehen.

Auf seine Olympia-Vergangenheit ist Whistler sichtlich stolz
also so richtig hoch…
Leider der einzige Bär, den ich gesehen habe
Es scheint, als ob die Kanadier große Pizza-Fans sind
Auf der Heimfahrt hatten wir diesen unglaublichen Ausblick

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