Ruhetag!

Donnerstag, 05.09.2024

1,56 km – 323 HM (!!)

Heute konnte ich endlich mal ausschlafen und das habe ich auch getan. Auf der Unterlage (Matratze wäre zu viel gesagt) mit dem geliehenen Schlafsack (ich hatte ein Inlay mitgenommen) habe ich erstaunlich gut geschlafen. Das Wetter war super schön. Etwas traurig war ich schon, als ich die ganzen Wanderer losmarschieren sah. Aber ich hatte andere Pläne für diesen Tag. Nach dem Frühstück (Pamela Reif Super Porridge und Nescafé) und einer kleinen Runde Wäsche waschen machte ich mich auf den Weg zum Creag Dhubh. Das Glencoe Skigebiet bietet alle möglichen Aktivitäten und der Sessellift ist das ganze Jahr über in Betrieb. Aber ich wollte mich schon ein bisschen bewegen, also kaufte ich nur ein Retourticket. Ein einstündiger Aufstieg kann ja nicht so schwer sein. Aber vorher musste ich noch ein ganzes Stück zurücklaufen. Die Frau am Ticketschalter hatte mich noch mehrmals gewarnt, ja nicht auf dem Bike-Trail zu laufen. Das wäre WIRKLICH gefährlich. Laber laber… Leider habe ich irgendwann gemerkt, dass ich wohl irgendwo falsch abgebogen bin und den Downhill-Fahrern den Weg versperrte. Sorry, gell. Der Wanderweg war dann leider auch nicht so luxuriös wie der der Radfahrer. Immer wieder musste ich auf allen vieren kriechen. Dass ich noch einigermaßen auf dem richtigen Weg war, wusste ich nur daran, dass links von mir ein Fluss war und es rechts metertief den Abhang hinunter ging. Aber die mitleidigen Blicke der Liftfahrer über mir waren Motivation genug. Meter für Meter musste ich mehr von meiner Kleidung ausziehen. Gestartet bin ich mit Wollmütze und dicker Jacke mit mehreren Schichten, angekommen bin ich mit schlammgetränkten Schuhen und im T-Shirt. Ich war sogar kurz davor, meine Hose zu zippen.

Oben angekommen war ich mit dem Tag einigermaßen versöhnt. Ich verbrachte 2,5 Stunden auf dem Berg. Zuerst saß ich eine Stunde auf einem ausrangierten Sessel und unterhielt mich mit einer Australierin, die mit ihrem Sohn zehn Wochen lang durch Nordeuropa gereist war. Es war so spannend zu hören, was sie alles erlebt hat, was sie noch vorhaben und was man in Australien alles erleben kann. Als es mir etwas zu kühl wurde, beschloss ich, den letzten Kilometer zum Creag Dhubh zu wandern. Und dort war es wirklich atemberaubend. Durch das sonnige Wetter und die Lage des Berges hatte ich einen fantastischen 360 Grad Blick auf die Berge der Highlands, das Glen Coe, das Moor und ich konnte einfach nur staunen. Von einem Wanderer aus Edinburgh erfuhr ich, dass 2024 der nasseste Sommer aller Zeiten war. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass es heute so ein schöner Tag war. Der Mann schenkte mir eine Dose Bier aus der Region. So langsam machte ich mich dann mit der Gondel wieder auf den Weg zurück ins Tal. Das Bier verschenkte ich an eine Gruppe Augsburger Jungs, die gut gelaunt die Hütte gegenüber von mir bezogen hatten. Die Begrüßung war dann auch gleich: Hey, du kommst doch auch aus Pforzheim, oder?!

Den Nachmittag verbrachte ich damit, in der Sonne zu sitzen, die Tour nach London zu planen und nette Gespräche mit Menschen aus aller Welt zu führen. Unter ihnen war auch ein 20jähriger, dessen Tisch ich in Beschlag genommen hatte und der den WHW in 4 Tagen gehen wollte. Seine Mama hatte aus Mitleid die Hütte für ihn gebucht, weil sie nicht mehr mit ansehen konnte, wie der Junge draußen in Kälte und Nässe zeltete. Und ein älteres Ehepaar aus Dresden, das mich „total bewunderte“ und mich auf 25 Jahre schätzte.

Ist das noch der richtige Weg?

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