18.09.2023
Donnerstagabend hieß es Resteverwertung (Pasta satt) und das erste Mal Koffer „anpacken“. Darauf hatten wir am letzten Abend alle keine Lust und so wurde dies vernachlässigt und stattdessen die letzten Dosen Cidre getrunken.
Am Freitag mussten wir schon sehr, sehr früh aufstehen, da wir die Fähre um 6:25 Uhr gebucht hatten. Schade, dass meine Erholung damit schon wieder vorbei ist. 🙂 Sorry an alle, die dachten, ich käme super entspannt und gut gelaunt zurück. Die 1:30 Stunden Überfahrt haben wir dann notgedrungen genutzt, um alles im Camper zusammenzupacken. Es ist immer wieder erstaunlich, was sich in 2,5 Wochen alles ansammelt und verteilt. Mich überkam erstmals ein Anflug von Panik, wie ich das alles in den Koffer und mit dem Gewicht durch die Gepäckaufgabe bekomme. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich neben meinem Koffer, dem Wanderrucksack und einem Trolley noch diverse andere vollgestopfte Taschen und Beutel. Problem erst einmal verschoben und erst einmal einen Kaffee getrunken und den unglaublichen Sonnenaufgang auf dem Dach der Fähre bewundert. Der wolkenlose, strahlend blaue Himmel versprach einen schönen, warmen Spätsommertag.
In Vancouver angekommen, musste Felix unseren Camper ein letztes Mal durch die engen Straßen von Vancouver fahren. Der Verkehr und die ständig auf Stop and Go gestellten Ampeln ließen uns leider nicht so schnell vorankommen. Gut, dass wir in den letzten Wochen auf gut ausgebauten, breiten und fast leeren Straßen unterwegs waren.
Bei unserem Camperverleiher Cruise Canada war dann wieder Resteverwertung angesagt. Wir hatten einige Dinge des täglichen Bedarfs übrig, die wir an ein britisches Ehepaar verschenkten. Aber wir waren nicht die einzigen, die nicht alles mit nach Hause nehmen konnten. Ein anderer Camper versuchte seinen Toaster unter die Leute zu bringen und am Eingang stapelten sich Toilettenpapierberge. Zu guter Letzt ging es noch ins Büro des Managers. Mit dem hatten wir noch ein Hühnchen zu rupfen wegen fehlender und kaputter Ausrüstung und vor allem wegen unserer kleinen Mitreisenden. Unsere Argumente kamen an und wir konnten uns mit dem Chef auf eine vernünftige Rückerstattung einigen. Dann hieß es Schlüssel abgeben und Abschied nehmen. War ich anfangs noch etwas fremdelnd mit dem riesigen Ungetüm, so ist mir mein Zuhause für die letzten 1.100 Kilometer doch ein wenig ans Herz gewachsen. Bis auf die Matratze. Das gummiartige und unbequeme Etwas hat leider keine Daseinsberechtigung und ich werde es nicht vermissen.
Mit einem Uber XL ging es dann zum Hotel. Schnell Koffer, Taschen und Krimskrams ausgeladen und ab in die Stadt. Das Wetter war herrlich und so beschlossen wir, dem VanDusen Botanical Garden einen Besuch abzustatten. Ein mehr als gut gelaunter Busfahrer brachte uns direkt vor den Eingang. Im Reiseführer hatte ich gelesen, dass man im Park unbedingt an einer Führung teilnehmen sollte. Am Eingang standen auch gleich ein paar Freiwillige. Freundlich gefragt, erklärte sich eine nette ältere Dame sofort bereit, uns durch den Garten zu führen. Ich weiß nicht, wem das mehr Spaß gemacht hat. Die Dame war wirklich ganz tief drin in der Welt der Pflanzen. Hätten wir mehr Zeit gehabt, hätte sie uns sicher zu allen 7500 Pflanzenarten auf dem 22 Hektar großen Gelände etwas erzählen können. Wer in Vancouver ist, sollte unbedingt den Garten besuchen. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.
Für den Freitagabend hatten wir uns vorgenommen, noch einmal richtig gut essen zu gehen. The Greek in Yaletown stand schon lange auf meiner Liste. Nach nur wenigen Minuten Wartezeit haben wir auch einen Platz bekommen. Das Essen war echt lecker. Nur kurz haben Felix und ich uns gewundert, warum unser Essen in einer gemeinsamen Portion geliefert wurde und versehentlich ein Fleisch- statt eines Garnelenspießes auf dem Teller war. Aber es sah trotzdem so lecker aus, also fingen wir an zu essen. Ein paar Minuten später kam die Kellnerin und erklärte uns, dass ihr leider ein HAPPY MISTAKE unterlaufen sei. Unser Essen wurde leider vertauscht und da unser bestelltes Essen auch noch übrig war, bekamen wir das on top obendrauf. Ich war selten so satt wie an diesem Abend.
Zurück im Hotel hieß es dann: Aktion Kofferpacken die Zweite. Jedes, wirklich jedes Teil wurde noch einmal in die Hand genommen und versucht gleichmäßig auf meine drei zur Verfügung stehenden Staumöglichkeiten zu verteilen. Leider war die Batterie meiner Kofferwaage ausgelaufen. Aber zum Glück habe ich meine zwei immer bestens vorbereiteten Reisefreunde dabei, die jeder für sich schnell eine neue Batterie aus dem Rucksack zauberten. Was würde ich nur ohne euch machen? Leider war das erste Ergebnis des Wiegetests ziemlich ernüchternd. 25,5 Kilo für den großen Koffer, die beiden anderen Taschen habe ich in weiser Voraussicht gleich nicht gewogen. Ganz nach dem Motto: Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß. Okay, erstmal in den Krisenmodus schalten und eine Dose Cider aufmachen. Irgendwann war alles irgendwie verstaut und ich einfach nur unendlich müde.
In der Nacht hatte ich wunderbar geschlafen. Schnell noch ausgiebig geduscht und dann ab zum Flughafen. Dort hieß es dann Koffer packen. Denn bei der Kofferabgabe hieß es, 2,5 Kilo raus und irgendwo verteilen. Hatten wir uns eben noch über den Inhalt der Koffer der Familie vor uns lustig gemacht, blickte ich in dutzende interessierte und amüsierte Augenpaare, als ich vor allen Leuten in der Schlange meinen Koffer öffnen und entscheiden musste, was ich wie umpacken konnte. Danke an Caro und Felix, die auch hier Mitleid mit mir hatten und wohlwollend ihre Rucksäcke öffneten. Vielleicht wollten sie aber auch nur so schnell wie möglich dieser Situation entkommen?
Abgeflogen in Vancouver hatten wir an diesem sonnigen und klaren Tag einen grandiosen Ausblick über die pulsierende Stadt Vancouver, die dichten Wälder, schneebedeckte Berge und türkisfarbene Seen. All das, was ich in den letzten 9,5 Wochen so sehr genossen und geliebt habe. Selten hatte ich im Urlaub so ein Gefühl von Heimat, Wohlfühlen und Ankommen.
Leider haben wir auch einige Waldbrände von oben gesehen. Es ist wirklich unglaublich, wie in solch unwegsamem Gelände gelöscht wird und unter welchem Einsatz die Menschen ihr Leben riskieren.
Jetzt bin ich die nächsten 13 Stunden unterwegs und damit endet meine Reise, mein Erlebnis, mein Abenteuer Kanada. Wenn ich mir die Bilder und Texte der letzten Wochen anschaue, bin ich immer wieder überrascht, was ich alles erleben durfte. Im Moment kann ich das alles noch gar nicht richtig fassen. Ich bin einfach nur unglaublich dankbar, dass ich diese Reise machen durfte. Ohne meine Familie, meine Freunde und vor allem meine Kollegen, ohne ihre Hilfe und Unterstützung wäre das alles nicht möglich gewesen. Ein riesengroßes DANKESCHÖN an Euch alle. Ich weiß, was ich an Euch habe.
Leider auch mit erschreckenden Ausblicken auf die Waldbrände
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